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Krebs überstanden - zurück in den Beruf

Quelle: © Jasmin Merdan - fotolia.com

Die Krebsbehandlung ist abgeschlossen, die medizinische Reha auch – langsam kehren die gewohnten Kräfte zurück. Nun wollen viele Krebspatienten auch beruflich wieder Fuß fassen. An den Arbeitsplatz zurückzukehren ist ein wichtiger Schritt zurück in den Alltag, der sich positiv auf das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl auswirken kann. Das Gefühl im Arbeitsleben gebraucht zu werden ist wichtig für die Lebensqualität und damit verbundenen sozialen Kontakte sowie finanzielle Absicherung der Krebspatienten: Über 60 Prozent der Betroffenen kehren nach der Behandlung zurück in den Beruf.  

Doch die Folgen der Erkrankung und der Therapie sind nach wie vor spürbar. Viele Krebspatienten fühlen sich auch nach Abschluss der Therapie schnell erschöpft oder leiden unter den Nebenwirkungen von Medikamenten. Auch fällt es nicht leicht, nach solch einem emotionalen und körperlichen Ausnahmezustand wieder in die Normalität zurück zu finden. Schnell stellt sich Unsicherheit ein: Schaffe ich das? Leichter fällt der Wiedereinstieg, wenn man sich gut darauf vorbereitet.

Erster Schritt: Selbsteinschätzung und Zielbestimmung

Wer eine Rückkehr in den Job plant, sollte zunächst ehrlich mit sich selbst sein und für sich eine Antwort auf diese Fragen finden: Wie belastbar bin ich? Kann ich schon wieder voll einsteigen, oder wäre Teilzeit nicht die bessere Lösung? Kann ich das noch, was ich vorher konnte? Ist eventuell eine Umschulung nötig? Welche meiner bisherigen Aufgaben kann ich übernehmen? Welche Arbeitsbedingungen brauche ich? [1, 2]

Die weitere Strategie richtet sich danach, wie die Antwort auf diese Fragen ausfällt. Für manche stellt der unfreiwillige Einschnitt auch eine Gelegenheit dar, sich beruflich umzuorientieren. Sich darüber bewusst zu werden, wo man steht und was man selbst möchte, ist auf jeden Fall eine gute Grundlage für das Gespräch mit dem Arbeitgeber. Hilfreich ist es, möglichst früh mit dem Arbeitgeber über die Rückkehr sprechen. Das erleichtert dem Vorgesetzten die Planung.

Langsam Fuß fassen: Das Hamburger Modell

Reha; Quelle: © Tyler Olson - fotolia.com
Quelle: © Tyler Olson - fotolia.com

Unternehmen sind in Deutschland dazu verpflichtet, ein betriebliches Eingliederungsmanagement zu organisieren. Hier hat sich für gesetzlich Krankenversicherte das sogenannte Hamburger Modell etabliert. Diesem Konzept zufolge steigert man die Arbeitsleistung langsam – von wenigen Stunden am Tag bis zu einer Voll- oder Teilzeitbeschäftigung. Dazu erstellt der Patient zusammen mit dem behandelnden Arzt bzw. dem Rehabilitationsarzt oder dem Betriebsarzt und dem Arbeitgeber einen Eingliederungsplan.

Der Arbeitgeber ist während der Zeit der Wiedereingliederung nicht verpflichtet, ein Gehalt zu zahlen. Deshalb erhält der Patient in dieser Zeit entweder Krankengeld oder Übergangsgeld, abhängig davon ob die Krankenkasse oder Rentenversicherung die Träger der Maßnahme sind.

Da es sich bei Krebs um eine chronische Erkrankung handelt, haben viele Betroffene auch die Möglichkeit einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen. Schwerbehinderte genießen meist einen besonderen Kündigungsschutz u. andere Vorteile, z. B. bis zu 5 Tage mehr Urlaub, einen Steuerfreibetrag. Zuständig für die Antragstellung sind die Versorgungsämter. [3, 4]

Berufliche Rehabilitation

Unterstützung für den Wiedereinstieg erhalten Betroffene, aber auch Arbeitgeber im Rahmen der beruflichen Rehabilitation („Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben“) von der gesetzlichen Rentenversicherung. Dazu zählen alle Reha-Maßnahmen zur Förderung der Berufstätigkeit von kranken Menschen. Die Leistungen sollen dazu dienen, den Arbeitsplatz möglichst zu erhalten oder– falls notwendig –neue Berufschancen zu eröffnen. Wer beispielsweise bestimmte Hilfsmittel oder technische Geräte für seinen Arbeitsplatz benötigt, kann bei der Rentenversicherung die Übernahme der Kosten beantragen. Die meisten dieser Leistungen sind allerdings Ermessensleistungen – d. h. die Behörde entscheidet darüber individuell. [5]

Beratung in Anspruch nehmen

Manche Betroffene fühlen sich allerdings von der Vielzahl der Dinge, die nun zu beachten sind, überfordert oder generell beim Wiedereinstieg in den Beruf alleine gelassen. Während der Therapie hatten Freunde, Familie und Kollegen viel Verständnis aufgebracht – doch danach fällt es ihnen vielleicht schwer, zu verstehen, dass die Erkrankung bzw. die Therapie auch Langzeitfolgen mit sich bringen kann. Zögern Sie in dieser Lage nicht, Hilfs- und Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. Die Landeskrebsgesellschaften bieten auch in Ihrer Nähe psychosoziale Beratungen an oder können hilfreiche Kontakte vermitteln. Eine Liste aller Landeskrebsgesellschaften finden Sie hier:

http://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft/ueber-uns/organisation/sektion-a-landeskrebsgesellschaften.html

Mit Kollegen über die Krankheit reden?

Arbeitsplatz; Quelle: © eAlisa - fotolia.com
Quelle: © eAlisa - fotolia.com

Vor dem ersten Arbeitstag ist es wichtig zu überlegen, ob man mit den Kollegen über die Erkrankung reden möchte und wie man mit möglichen Fragen der Kollegen umgehen will. Wer sich vorab Antworten überlegt, beugt möglicherweise unangenehmen Situationen vor. Manche Kollegen leisten sicherlich gerne Unterstützung – sofern sie wissen, wo welche benötigt wird.

Die ersten Wochen: Mit den Kräften haushalten

In den ersten Wochen sollte der Rückkehrer gut mit seinen Kräften haushalten. Wer gleich alles gibt, mutet sich möglicherweise zu viel zu. Niemand erwartet, dass Krebspatienten sofort wieder zu 100 Prozent einsatzfähig sind. Und bei aller Anstrengung sollte man nicht vergessen: Eine Rückkehr in den Beruf bedeutet auch, den Krebs – zumindest ein Stück weit – besiegt zu haben.

(pin)

Fachberatung:

Diplom-Sozialpädagogin Marie Rösler

Experteninterview zum Thema

Quelle: © dkg-web.gmbh

Welche Förderungsmöglichkeiten gibt es für den Wiedereinstieg in den Job? Worauf sollten Betroffene bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz achten? Was sind die größten Herausforderungen für Berufstätige, die nach einer Krebserkrankung in den Beruf zurückkehren wollen?

Diese und weitere Fragen beantwortet Diplom-Sozialpädagogin Marie Rösler, Leiterin der Krebsberatungstelle der Bremer Krebsgesellschaft.

 

 

Quellen:

[1] Ludwig, Katharina: Licht am Ende des Tunnels. In: Der Tagesspiegel vom 11. Juli 2015, S. K1.
[2] Zurück in den Beruf nach einer Krebserkrankung. Interview mit Agnes Betz. http://www.bayerische-krebsgesellschaft.de/index.php?cid=687
[3] Spaeth-Dierl, Michaela: Im Berufsleben bleiben trotz Brustkrebs. https://www.leben-mit-brustkrebs.de/mit-brustkrebs-leben/aktiv-leben/im-beruf-bleiben
[4] Korn, Henrike: Hilfen für Krebspatienten bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz. Broschürenreihe: Den Alltag trotz Krebs bewältigen. Online verfügbar unter: 
https://www.roche.de/pharma/indikation/onkologie/service/pdf/Broschuere-zurueck-am-Arbeitsplatz.pdf
[5] Berufliche Rehabilitation: Ihre neue Chance. Broschüre der Deutschen Rentenversicherung. Online verfügbar unter http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Inhalt/5_Services/03_broschueren_und_mehr/01_broschueren/01_national/berufliche_reha_ihre_chance.pdf?__blob=publicationFile&v=19


Service:

Beratungsangebote der Landeskrebsgesellschaften

Die Landeskrebsgesellschaften bieten auch in Ihrer Nähe psychosoziale Beratungen an oder können hilfreiche Kontakte vermitteln. Eine Liste aller Landeskrebsgesellschaften finden Sie hier:
http://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft/ueber-uns/organisation/sektion-a-landeskrebsgesellschaften.html

Beratungsstelle www.krebs-und-beruf.de

Die unabhängige Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ der Else-Cremer-Stiftung in Aurich hilft allen Beteiligten bei der Beantwortung ihrer Fragen rund um den Wiedereinstieg in den Beruf, gibt Rat und bietet Unterstützung. http://www.krebs-und-beruf.de

Informationsangebot „Berufliche Rehabilitation“ 

der Deutschen Rentenversicherung mit vielen nützlichen Informationen: http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Navigation/1_Lebenslagen/03_Familie_und_Kinder/02_Rehabilitationsangebote/02_berufliche_reha/berufliche_reha_node.html

Sozialleistungen bei Krebserkrankungen

Krebspatienten stehen eine Reihe von sozialrechtlichen Vergünstigungen zu. Der neue kostenlose Ratgeber der Berliner Krebsgesellschaft bietet einen umfassenden Überblick über die Leistungen der Sozialversicherung. Eine wichtige Neuerung:  Bisher wurde einer Pflegestufe auf der Grundlage der Zeit, die für die Unterstützung einer Person benötigt wurde, festgelegt. Seit dem 1. Januar ist nicht mehr die Zeit entscheidend, sondern die Fähigkeiten, die eine pflegebedürftige Person, trotz ihrer Einschränkungen, besitzt.
http://www.berliner-krebsgesellschaft.de/leben-mit-krebs/patientenratgeber-bestellen

Letzte inhaltliche Aktualisierung: 20.11.2015

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