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Brustkrebs: Was kann ich selbst tun? Wo erhalte ich Unterstützung?

Neben Unterstützungsangeboten von außen gibt es ein breites Spektrum an Möglichkeiten, wie Sie selbst dazu beitragen können, die Erkrankung zu bewältigen und Ihre Lebensqualität zu verbessern. Ob Sie lesen, malen, meditieren, singen, schreiben, wandern, tauchen, Inline skaten: Suchen Sie sich eine Betätigung, die Ihnen gefällt. Wichtig ist, dass Sie aktiv werden und etwas (nur) für sich tun!

Aktive Entspannung

In körperlich und seelisch belastenden, schwierigen Zeiten reagieren die meisten Menschen mit innerer Unruhe und körperlichen Verspannungen. Entspannungsmethoden können helfen, Verkrampfungen zu lösen und zur Ruhe zu kommen. Es gibt viele verschiedene Methoden, sich zu entspannen, beispielsweise autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Visualisierungsübungen oder Meditation. Kurse zur Einübung dieser Entspannungstechniken werden vor allem von Volkshochschulen, Familienbildungsstätten, Rehakliniken, in therapeutischen Praxen und teilweise auch in Beratungseinrichtungen für Krebskranke angeboten.

Körperliche Aktivität

Bewegung ist nicht nur für Gesunde gut. In Studien wurde nachgewiesen, dass Sport das Risiko senkt, an Krebs zu erkranken. Und es konnte sogar gezeigt werden, dass regelmäßige körperliche Aktivität nach einer Operation und anschließender Chemo- oder antihormoneller Therapie das Rückfallrisiko senkt – und das beeindruckend deutlich! Darüber hinaus helfen gezielte Bewegungstherapien gegen viele Nebenwirkungen der Krebstherapie oder Symptomen, die der Krebs selbst hervorruft. Daher wird Sport in Brustzentren zunehmend bereits in die Therapie integriert. Dazu gehört beispielsweise, dass die Physiotherapie gleich am Tag nach der Operation beginnt oder Patientinnen direkt vor der Chemotherapie-Infusion Sport treiben.

Neben dem messbar geringeren Rückfallrisiko gibt es weitere positive Effekte von körperlicher Aktivität: Chemotherapien werden besser vertragen und die allgemeine Leistungsfähigkeit gesteigert. Dies trägt wiederum zu einer höheren Selbstsicherheit und einer besseren Lebensqualität bei. Generell wird ein mindestens 150 minütiges moderates Ausdauertraining pro Woche in Kombination mit kräftigendem Gerätetraining (zweimal pro Woche) empfohlen. Auch auf lange Sicht sollte Sport zur Verminderung des Rückfallrisikos fortgesetzt werden.
Aber auch wenige Bewegungseinheiten können schon positive Effekte erzielen. Lassen Sie sich daher nicht abschrecken, wenn Sie bislang nicht sportlich aktiv waren. Es werden keine Höchstleistungen erwartet! Spezielle bewegungstherapeutische Ansätze, die gegen bestimmte Nebenwirkungen helfen, finden Sie in der Patientenleitlinie „Supportive Therapien“. Sie fußen auf wissenschaftlichen Standards der Sportmedizin.

Ernährung

Eine spezielle Brustkrebs-Diät, die nachweislich die Heilungschancen verbessert, gibt es nicht. Doch eine „gesunde“, vollwertige Kost – mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse, in Maßen Fleisch und wenig Salz und Zucker – ist Krebspatientinnen natürlich genauso zu empfehlen wie gesunden Frauen.

Treten während einer Therapie Nebenwirkungen auf, ist es unter Umständen erforderlich, spezielle Ernährungsempfehlungen zu befolgen. Bei einer Chemotherapie ist beispielsweise der tägliche Kalorienbedarf erhöht. Deshalb darf das Essen während der Behandlung ruhig etwas gehaltvoller sein, um starkem Gewichtsverlust entgegenzuwirken.

Alle Patientinnen, v.a. auch diejenigen, die eine antihormonelle Therapie erhalten, sollten ihr Körpergewicht im Normalbereich halten bzw. versuchen, dies zu erreichen. Studien haben gezeigt, dass v. a. Frauen mit starkem Übergewicht nach den Wechseljahren ein deutlich höheres Risiko haben, dass der Tumor zurückkehrt bzw. dass sie an der Tumorerkrankung versterben. Langsam aber konsequent abzunehmen ist dabei besser als radikale Diäten, die den Körper zusätzlich schwächen.

Um während einer antihormonellen Therapie dem Entstehen einer Osteoporose vorzubeugen, sollten insbesondere Patientinnen mit bereits verminderter Knochendichte Vitamin D- und kalziumreiche Nahrung zu sich nehmen.

Vorsicht geboten ist bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (Vitamine, Spurenelemente) und hochdosierten pflanzlichen Präparaten: Sie können ggf. die Wirkung einer Therapie verschlechtern und sollten daher nur nach Absprache mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt eingenommen werden.
Selbsthilfegruppen

Viele Patientinnen empfinden den Austausch mit Menschen, die auch an Krebs erkrankt sind, als Bereicherung. Andere Betroffene machen oft sehr ähnliche Erfahrungen und teilen Ihre Ängste und Sorgen. In der Gruppe erkennen Sie, dass Ihre Gedanken und Gefühle normal sind und dass andere genau wie Sie nach Lösungen suchen. Sie erleben, wie andere Krebskranke mit körperlichen Einschränkungen umgehen und wie sie mit den seelischen Belastungen fertig werden.

Die gegenseitige Anteilnahme und Unterstützung schweißen nach einiger Zeit eng zusammen. Man trifft sich auch privat, gestaltet gemeinsam seine Freizeit.

Die Gruppenmitglieder informieren sich gegenseitig über Neuigkeiten, z. B. über aktuelle medizinische Erkenntnisse oder wichtige Änderungen in der Sozialgesetzgebung. Auch praktische Tipps, z. B. zur Linderung von Nebenwirkungen werden ausgetauscht.
Die passende Gruppe findet man am besten über Selbsthilfekontaktstellen. Diese sammeln Informationen für die jeweilige Region und beraten und vermitteln den Kontakt.

Austausch im Internet

Manche Menschen können sich im Schutz der Anonymität besser öffnen als vor Angehörigen und Freunden. Hier trauen sie sich eher, unangenehme Fragen zu stellen oder über ihre Gefühle zu sprechen. Das Internet bietet eine unübersehbare Vielfalt an Möglichkeiten für den Erfahrungsaustausch mit anderen Krebspatientinnen und -patienten: offene und geschlossene Foren, Chats, soziale Netzwerke wie Facebook, virtuelle Selbsthilfegruppen und vieles mehr. Wichtig ist, online nicht zu viele persönliche Details preiszugeben. Vorsicht gilt bei medizinischen Aussagen: Sie können falsch, veraltet oder aus dem Zusammenhang gerissen sein. Die subjektive Erfahrung einzelner Patientinnen und Patienten kann nicht auf andere Krebskranke übertragen werden, und die unkritische Anwendung von Mitteln, die anderen geholfen haben, kann schlimmstenfalls zur Verschlimmerung von Symptomen oder zum Versagen von Therapien führen.

Professionelle Hilfe und Unterstützung

Krebsberatungsstellen

Die Landesverbände der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. unterhalten ein bundesweites Netz von Krebsberatungsstellen. Dort finden Sie geschulte Fachkräfte, die Verständnis für Ihre psychischen und sozialen Belastungen haben und Sie aktuell informieren und beraten. Die Beratungsstellen sind offen für Patientinnen und Patienten, für Angehörige und alle, die Fragen zum Thema Krebs haben.

Die Beratung ist grundsätzlich kostenfrei. 
Krebsberatungsstellen bieten:

  • Beratung bei psychischen Problemen: z.B. bei Ängsten, bei Problemen mit der Familie/Partnerschaft/Sexualität, bei der Auseinandersetzung mit Sterben und Tod,
  • Beratung in sozialrechtlichen Fragen: z.B. zum Schwerbehindertenausweis, zur Rehabilitation, zur beruflichen Wiedereingliederung, zu finanziellen Hilfsmöglichkeiten,
  • allgemeine medizinische Informationen, Ernährungsberatung, Raucherentwöhnung,
  • ausführliches Informationsmaterial zu vielen Themen „rund um Krebs“ und Adressen von Selbsthilfegruppen, Tumorzentren, Spezialisten,
  • Gruppenangebote für Betroffene oder Angehörige, z.B. thematische und therapeutisch geleitete Gesprächsgruppen, Krebssportgruppen, Malgruppen.

Psychoonkologische Angebote

Seelische Belastungen, Ängste und Stress sind typische Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung. Manchmal kann es für die Patientin bzw. den Patienten und seine Familie sehr schwierig sein, alleine damit fertig zu werden. In solchen Situationen ist die Unterstützung durch geschulte Fachkräfte hilfreich. 
Psychoonkologen haben sich auf die Begleitung von Menschen mit einer Krebserkrankung spezialisiert.

Solche Fachleute finden Sie:

  • in zertifizierten Brustzentren,
  • in psychoonkologischen Diensten im Akutkrankenhaus,
  • in Beratungsstellen der Landesverbände der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und anderer sozialer Träger, z.B. Tumorzentren, Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Diakonisches Werk, Deutsches Rotes Kreuz,
  • in Rehabilitationseinrichtungen für Krebskranke,
  • in ambulanten psychologischen Praxen.

Während des stationären Aufenthaltes können Sie sich vom psychoonkologischen Team in Gesprächen zum Umgang mit der Diagnose, den seelischen Belastungen der Behandlung und in Ihren persönlichen und familiären Fragen und Problemen beraten und therapeutisch unterstützen lassen.

Psychotherapie

Die Übergänge zwischen Beratung und Psychotherapie sind fließend und nicht immer leicht abzugrenzen. Mit Psychotherapie ist die „heilende Behandlung der Seele“ gemeint. Sie kann bei krebskranken Menschen durchgeführt werden, wenn seelische oder psychosomatische Probleme nicht nur vorübergehend sind, z.B. bei länger anhaltender Angst und Depression oder bei Anpassungsproblemen in gravierend veränderten Lebenssituationen.

Wann sollten Sie sich auf jeden Fall um fachliche Hilfe bemühen?

  • Niedergeschlagenheit und Angst,
  • Selbstmordgedanken,
  • Gefühl der Orientierungslosigkeit,
  • Scheinbar „grundlose“ Weinkrämpfe,
  • Schlaflosigkeit, häufige Alpträume,
  • das Gefühl, unter großem Druck zu stehen,
  • Partnerschaftsprobleme und Störungen im sexuellen Erleben,
  • zwanghafte Verhaltensweisen (z.B. Alkohol- oder Tablettenmissbrauch, Verweigerung notwendiger Medikamente).

(pp)

 

Quellen:
[1] AGO Empfehlungen „Diagnosis and Treatment of Patients with Primary and Metastatic Breast Cancer”, Stand März 2015
http://www.ago-online.de/de/fuer-mediziner/leitlinienempfehlungen/mamma/
[2] AGO Patientenratgeber Brustkrebs zu den AGO-Empfehlungen 2015
[3] Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg – Krebsinformationsdienst: Brustkrebs: Informationen für Patientinnen, Angehörige und Interessierte.http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs
[4] Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 3.0, Aktualisierung 2012 (Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften), online unter http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045OL_l_S3__Brustkrebs_Mammakarzinom_Diagnostik_Therapie_Nachsorge_2012-07.pdf
[5] Patientenleitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften, online unter http://www.krebshilfe.de/wir-informieren/material-fuer-betroffene/patientenleitlinien.html
- Patientenleitlinie „Brustkrebs. Die Ersterkrankung und DCIS – Eine Leitlinie für Patientinnen“, Stand 2010
- Patientenleitlinie „Brustkrebs II - Die fortgeschrittene Erkrankung, Rezidiv und Metastasierung“, Stand 2011
- Patientenleitlinie „Früherkennung von Brustkrebs. Eine Entscheidungshilfe für Frauen“, Stand 2010

Fachliche Beratung: 
Prof. Dr. Fehm Universitätsfrauenklinik Düsseldorf
Prof. Dr. Scharl Klinikum Amberg
Prof. Dr. Lux Universitätsfrauenklinik Erlangen

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 23.02.2017

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