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Qualität in der Krebstherapie: Gut vernetzt gegen Krebs

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Die Behandlung einer Krebserkrankung gehört in die Hände erfahrener Spezialisten. Schon die Sicherung der Diagnose erfordert eine ganze Reihe von Fachärzten, die die nötigen Schritte durchführen. Dazu gehören beispielsweise Pathologen (Ärzte, die feingewebliche Untersuchungen von Biopsien durchführen) und Radiologen (Fachleute für bildgebende Verfahren). Doch wie findet man passende Experten und woran erkennt man ihre Qualifikation? Im Bekanntenkreis zu fragen hilft oft nicht weiter. Ähnlich verhält es sich mit Ärzte-Rankings, deren Aussagekraft manchmal nur schwer zu beurteilen ist. Arztbewertungsportale spiegeln in der Regel rein subjektive Patientenmeinungen wider. Besser ist es, sich an eine geeignete Selbsthilfegruppe zu wenden oder sich genauer über Anlaufstellen für die betreffende Erkrankung zu informieren.

Zertifizierte Qualität in den DKG-Krebszentren

Rotes Kreuz Häuschen
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Krebsbehandlung ist Teamwork. Deshalb sollten nicht nur die einzelnen Ärzte, sondern auch das gesamte klinische Umfeld bzw. Personal entsprechend qualifiziert sein und große Erfahrung mit der Behandlung des betreffenden Tumors haben. Der Patient kann das allein nur schwer beurteilen. Daher hat die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) Kriterien definiert, anhand derer sich diese Qualifikationen beziffern lassen. Sie umfassen sämtliche Bereiche von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge und Beratung in psychosozialen Belangen. Dabei sind neben den fachlichen Qualifikationen der Ärzte, Pfleger und weiteren Berufsgruppen (wie z. B. Psychologen und Sozialdienstmitarbeiter) auch Vorgaben hinsichtlich der apparativen Ausstattung, der Einhaltung therapeutischer Standards und der Umsetzung von Arbeitsabläufen im Klinikalltag festgelegt. Die Kriterien werden von interdisziplinären Experten-Kommissionen erarbeitet und regelmäßig aktualisiert.

Institutionen, die alle Kriterien nachweislich erfüllen, dürfen sich „von der DKG zertifiziertes Krebszentrum“ nennen.  Die Einhaltung der Qualitätsvorgaben wird jährlich durch unabhängige Experten vor Ort überprüft. Dabei werden die verschiedenen Behandlungspartner befragt und die Fachabteilungen des Zentrums begangen, sowie an Patientenfällen die Einhaltung von Behandlungsstandards überprüft. Sind die fachlichen und personellen Anforderungen für die Behandlung einer Tumorerkrankung erfüllt, wird das Zertifikat im Namen der DKG erneut erteilt. Die Qualität der Zentren wird jährlich in Benchmarking-Berichten zusammengefasst und veröffentlicht. Dies dient der Transparenz für Patienten und Ärzte und hilft auch den Zentren selbst, ihre erreichte Qualität einzuschätzen und mit anderen Kliniken zu vergleichen. Das Zertifizierungssystem wird durch das unabhängige Zertifizierungsinstitut Onkozert betreut. Jährlich werden 200.000 Patienten mit der Erstdiagnose Krebs in von der DKG zertifizierten Zentren behandelt.

Tumorkonferenzen und Leitlinien geben Sicherheit

Doch was macht die Qualität der Krebszentren aus und wie erreicht man sie? Ein wichtiger Grundsatz ist, dass Ärzte ihre Therapieentscheidungen nicht allein, sondern in Absprache mit Fachkollegen treffen müssen. Bei so genannten Tumorkonferenzen oder -boards kommen Fachärzte der beteiligten Disziplinen zusammen, besprechen jeden einzelnen Patienten und entwickeln gemeinsam eine individuelle Behandlungsstrategie, in die auch die Wünsche des Patienten einfließen.

Die Therapieplanung sollte sich an evidenzbasierten Leitlinien orientieren.  Dies sind von den medizinischen Fachgesellschaften für Ärzte entwickelte Empfehlungen zur Therapie, aber auch zu Prävention, Diagnostik und Nachsorge. Aus den  Versorgungsleitlinien werden Qualitätsindikatoren abgeleitet, die im Rahmen der Zertifizierung von den Zentren abgebildet werden müssen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass in zertifizierten Zentren das in den Leitlinien gebündelte medizinische Wissen in den Therapieentscheidungen berücksichtigt wird. Diese Leitfäden für Ärzte gibt es für sehr viele Krebsarten, sie werden regelmäßig aktualisiert und erweitert.

Immer bessere Therapien durch Krebsregister und Studien

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Um die Behandlungsmöglichkeiten stetig verbessern zu können, müssen Ärzte und Wissenschaftler Hand in Hand arbeiten. Dazu gehört auf ärztlicher Seite die detaillierte Dokumentation aller Krebsfälle. Das geschieht im Rahmen von so genannten Krebsregistern. Dabei werden Basisdaten, Untersuchungsergebnisse und Behandlungsschritte von der Diagnose bis zur Nachsorge aller Krebspatienten zentral zusammengetragen. Diese akribische Dokumentation ist zum einen für die Zertifizierung der Krebszentren durch die DKG notwendig, denn sie erleichtert die Überprüfung der Qualitätskennzahlen. Zum anderen ermöglichen Krebsregister aber auch Aussagen über Therapieerfolge, Nebenwirkungen und den Verlauf von Krebserkrankungen, die wichtige Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien sein können.

Zertifizierte Krebszentren sind zudem in der Regel an einer Vielzahl von klinischen Studien beteiligt, in denen Patienten – sofern sie dem zustimmen – entweder die Standardtherapie oder eine vielversprechende neue Behandlungsoption erhalten. Diese Studien bringen die Forschung voran und haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass viele Krebsarten heute gut zu beherrschen sind. Für Patienten liegt der Vorteil der Studienteilnahme vor allem in der besonders intensiven medizinischen Betreuung, verknüpft mit der Hoffnung auf mehr Lebensqualität oder eine höhere Lebenserwartung.

Organisation der DKG-Krebszentren – Kompetenz auf allen Ebenen

Die Versorgung der Krebspatienten in zertifizierten Zentren erfolgt deutschlandweit nach einem dreistufigen Modell. Auf der ersten Stufe kooperieren flächendeckend verschiedene Fachdisziplinen stationär und ambulant in so genannten Organkrebszentren und behandeln Patienten mit den häufigsten Tumorerkrankungen wie Darm-, Lungen- und Prostatakrebs. Auf der zweiten Stufe stehen als regionale Anlaufstellen die Onkologischen Zentren, in denen mehrere und zudem auch weniger häufige Tumorarten unter einem Dach behandelt werden. Ingesamt sind momentan knapp 1200 Standorte von der DKG zertifiziert. Die dritte Stufe des Modells bilden die  derzeit 14 Onkologische Spitzenzentren, deren Schwerpunkt neben der klinischen Betreuung von Patienten vor allem in der Forschung und Lehre liegt. 

Heute lässt sich schon ein Großteil der Krebspatienten in einem zertifizierten Zentrum behandeln und profitiert, wie  Erhebungen zeigen, von der qualifizierten Betreuung. So ging beispielsweise aus einer Befragung von Brustkrebspatientinnen hervor, dass diese insbesondere die gute Unterstützung, das Vertrauen und die gute Erreichbarkeit der Ärzte sowie des Pflegepersonals in den zertifizierten Brustkrebszentren als positiv empfanden.

Generell hat jeder Krebspatient Zugang zu einem von der DKG zertifizierten Zentrum, das seine Tumorart betreut. Die Kontaktaufnahme kann persönlich oder über den Hausarzt bzw. den niedergelassenen Arzt erfolgen.

Hilfreiche Links:


(sm)

 

Quellen:

[1] Albers, Peter: Qualität in der Krebsversorgung: Wo stehen wir? FORUM, Ausgabe 3-2017, Mai 2017.
[2] https://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft/zertifizierung.html
[3] Brucker, Yvonne et al.: Das Brustzentrum der Zukunft. In: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 113, Heft 37 , 16. September 2016, S. A1590-1594.
[4] Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.): Jahresberichte der zertifizierten Krebszentren. https://www.krebsgesellschaft.de/jahresberichte.html
[5] Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.): Neue Untersuchungen dokumentieren eine hohe Versorgungsqualität an Brustkrebszentren. Presseinformation, 2011.
[6] Hohenberger, Werner: Welche Ziele verfolgt die Deutsche Krebsgesellschaft mit ihrem Zertifizierungssystem? Presse-Statement, 2011.

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 18.12.2017

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Zuletzt aufgerufen am: 28.03.2024 15:56