Neuer Wirkstoff bei metastasiertem Aderhautmelanom: Überlebensvorteil gegenüber bisherigen Therapien

Nachricht vom 11.11.2023

Angaben zum Autor und Erstelldatum finden Sie am Ende des Beitrages.

In der Erstlinienbehandlung können Überlebensvorteile erzielt werden.

Uveamelanome, die die Aderhaut des Auges betreffen, neigen dazu, sich auszubreiten und Metastasen in anderen Organen zu bilden. Ist eine Operation nicht mehr möglich, wurde bislang mit Chemotherapie oder Immuntherapie behandelt. Seit kurzer Zeit gibt es eine weitere Therapieoption mit einem bispezifischen Fusionsprotein, dessen Wirksamkeit gegen Aderhautmelanome sich bereits erwiesen hat (s. Meldung DKG vom 29.07.2023). Nun wurde in einer Phase-III-Studie nachgewiesen, dass Patienten mit fortgeschrittenem Aderhautmelanom durch den Einsatz des Wirkstoffs in der Erstlinientherapie einen langfristigen Überlebensvorteil erleben können. Vorgestellt wurden die Daten auf dem diesjährigen Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO), zeitgleich wurden sie in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Der neue Wirkstoff hat zwei Angriffspunkte, Glykoprotein 100 und CD3. Glykoprotein 100 kommt auf den Melanomzellen vor, sodass sich der Wirkstoff an die Oberfläche der Melanomzellen bindet. Gleichzeitig heftet er sich über CD3 an T-Zellen des Immunsystems. Auf diese Weise bringt er Immun- und Krebszellen zusammen und unterstützt so die Körperabwehr gegen die Krebszellen. Voraussetzung für den Einsatz des Wirkstoffs ist der Nachweis eines bestimmten genetischen Merkmals bei den Patienten, der sogenannten HLA-A*02:01-Positivität.

In der Studie hatten HLA-A*02:01-positive Patienten mit metastasiertem Aderhautmelanom den neuen Wirkstoff oder – je nach Wahl des jeweiligen Prüfarztes – eine Immuntherapie mit einem Checkpointhemmer oder eine Chemotherapie erhalten. Eine Zwischenanalyse zeigte einen signifikanten Vorteil im Gesamtüberleben unter dem neuen Wirkstoff. In der jetzt vorliegenden Drei-Jahresanalyse wurde der signifikante Vorteil im Gesamtüberleben für die Patienten, die den neuen Wirkstoff erhalten hatten, bestätigt. Mehr Patienten hatten auf die Therapie mit dem neuen Wirkstoff angesprochen als auf die anderen Therapien. Und bei einem Drittel der Patienten, die auf die neue Behandlung angesprochen hatten, hielt dieses Ansprechen auch nach 18 Monaten noch an.

Die häufigsten Nebenwirkungen unter der neuen Therapie waren Hautausschlag, Fieber, Juckreiz und niedriger Blutdruck. Die meisten Nebenwirkungen traten gleich zu Beginn der Therapie auf, neue Nebenwirkungen gab es bei langfristiger Verabreichung des Wirkstoffs nicht. In beiden Therapiegruppen brachen nur wenige Patienten die Behandlung wegen zu starker Nebenwirkungen ab (zwei Prozent unter dem neuen Wirkstoff, fünf Prozent unter den anderen Therapien). Therapiebedingte Todesfälle kamen nicht vor.

In dieser Studie erwies sich der Nutzen, den HLA-A*02:01–positive Patienten mit metastasiertem Aderhautmelanom aus der Therapie mit dem neuen Wirkstoff ziehen können, als positiv. Damit habe sich der Stellenwert des neuen Wirkstoffs als Therapie der Wahl in der Erstbehandlung bei metastasiertem Aderhautmelanom bestätigt, so die Studienautoren.

 

Quellen:

Piperno-Neumann S et al. Three-year survival with tebentafusp in previously untreated metastatic uveal melanoma in a phase III trial. ESMO 2023, LBA50

Hassel JC et al. Three-Year Overall Survival with Tebentafusp in Metastatic Uveal Melanoma. New England Journal of Medicine, Onlinevorabveröffentlichung am 21. Oktober 2023, DOI: 10.1056/NEJMoa2304753

 

(kvk)

Zur Nachrichtenübersichtsseite

Zurück

Zuletzt aufgerufen am: 26.04.2024 09:15