Angaben zum Autor, Fachberater und Erstelldatum finden Sie am Ende des Beitrages.

Bluttest zur Krebsfrüherkennung?

Ein Bluttest, dank dem Tumorzellen im Blut statt im Gewebe aufgespürt werden können? Das wäre eine bahnbrechende Neuerung für die Krebsdiagnose. Mithilfe eines solchen Tests könnte es möglich sein, noch vor Auftreten der Symptome eine Krebserkrankung aufzuspüren. Für die acht Krebsarten Eierstockkrebs, Leberkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Dickdarmkrebs, Lungen- und Brustkrebs wird momentan solch ein Bluttest entwickelt und getestet. Das Ziel hinter dem Projekt mit dem Namen CancerSEEK ist, einen bezahlbaren Bluttest zu produzieren, der langfristig verhindert, dass sich Patienten den Strapazen einer Therapie unterziehen müssen. Die Kosten werden momentan auf circa 500 US-Dollar kalkuliert.

Wie soll das funktionieren?

Labor
Quelle: © Minerva Studio - fotolia.com

Der Gedanke hinter besagtem Bluttest ist der, dass sich mit der Mutation einer Körperzelle zur Krebszelle das Erbmaterial ebenfalls verändert. Bei größeren Tumoren kommt es häufig zum Zerfall von Krebszellen. Stirbt eine solche mutierte Zelle, werden die meisten Teile von ihr im Blut abtransportiert. An dieser Stelle greift der Test, der das Blut auf 16 typische Krebsmutationen und 8 Eiweiße testen kann. Eine solche Eingrenzung ist notwendig, da sonst die Kosten für den Test astronomisch hoch wären. Die Diagnose von Krebsgenen über das Medium Blut wird auch als Liquid Biopsy bezeichnet.

Wie weit ist die Wissenschaft?

Ab morgen in Ihrer Apotheke – so weit ist es leider noch lange nicht. Es fehlen weitere Studien, die helfen, den Test zu präzisieren und falsch-positive, aber auch falsch-negative Ergebnisse zu minimieren. Bislang wurde der Test bei 1005 Patienten und Patientinnen mit Krebs aller Stadien durchgeführt. Auf die Gesamtanzahl gerechnet lag die Trefferquote des Tests bei 70 Prozent – ein Drittel der Krebsfälle entging dem Test, bei Brustkrebs konnte sogar nur einer von drei Krankheitsfällen festgestellt werden. Bei Eierstock- und Leberkrebs dagegen lag die Trefferquote bei 98 Prozent. Der Test wurde auch an gesunden Personen durchgeführt um herauszufinden, wie viele Falschdiagnosen er im Schnitt stellt. Bei 800 Tests belief sich die Anzahl auf sieben Falschdiagnosen – das ist weniger als 1 Prozent.

Was sind Chancen, was Risiken?

Ein genereller Fortschritt ist der neue Bluttest schon dahingehend, dass für fünf der Krebsarten bislang gar keine Screeningverfahren existierten. Tumoren im frühen Stadium – die eigentliche Zielgruppe – schnitten allerdings noch ziemlich schlecht ab: Weniger als die Hälfte der Tumoren konnte aufgespürt werden. Und da die Teilnehmer der gesunden Kontrollgruppe ausnahmslos keine Begleiterkrankungen hatten, welche den Test an seine Grenzen bringen könnten, müssen auch die positiven Testergebnisse kritisch beleuchtet werden.

In Puncto Annehmlichkeit hätte der Bluttest allerdings der Darmspiegelung ohne Frage einiges voraus. Auch könnten mithilfe einer Untersuchung quasi 8 Screening-Untersuchungen zusammengeführt werden. Liquid biopsy gilt als Screening-Methode der Zukunft, da sie auf Dauer Kosten und Aufwand bedeutend minimieren könnte.

Es bleibt also abzuwarten, ob der Test in den inzwischen angelaufenen Folgestudien so weit entwickelt werden kann, dass der Fehlerquotient lohnend gering ist. Zunächst bietet die Liquid biopsy andere Vorteile: Sie hilft beispielsweise dabei herauszufinden, wie gut der Krebs durch ein bestimmtes Medikament angreifbar ist. Dabei hilft laut Holger Süttmann die Krebs-DNA im Blut: "Anders als Tumor-gewebeproben lässt sich Blut mehrmals problemlos in kurzen Abständen abnehmen. So können wir verfolgen, ob und wie lange der Krebs auf das medikament anspricht. Das ist wichtig, denn Krebszellen entwickeln gegen viele Wirkstoffe rasch Resistenzen." Der Abteilungsleiter der Arbeitsgruppe Krebsgenomforschung am DKFZ ist überzeugt davon, dass Tests auf Tumor-DNA im Blut bald die klinische Zulassung erhalten. Ob im Früherkennungs-oder Therapiekontext wird sich zeigen!

 (jk)

Quellen:

[1] http://science.sciencemag.org/content/early/2018/01/17/science.aar3247

[2] http://www.dw.com/de/bluttest-soll-acht-arten-krebs-frühzeitig-detektieren-können/a-42222357

[3] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/88667/CancerSEEK-Bluttest-soll-acht-Krebsarten-erkennen-Experten-skeptisch

[4] https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=73846

[5]https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/dkfz-pm-17-04-Krebsdiagnose-aus-dem-Blut.php

Letzte inhaltliche Aktualisierung: 24.04.2018

Mehr zum Thema Personalisierte Tumormedizin:

Zuletzt aufgerufen am: 28.03.2024 15:56