Geschichte der DKG

Die Geschichte der Deutschen Krebsgesellschaft

Ende des 19. Jahrhunderts gab es eine unübersichtliche Zahl an Publikationen und die unterschiedlichsten Theorien zur Entstehung tumoröser Erkrankungen. Unter anderem dachte man, Krebs sei eine Folge von Infektionen mit Mikroorganismen und damit der Tuberkulose vergleichbar. Die wissenschaftliche Analyse des Krebsgeschehens in jener Zeit stützte sich weitgehend auf die Beobachtung von Einzelfällen.

Das 20. Jahrhundert brachte ein Umdenken hin zur Epidemiologie und Statistik. Aus diesem Grund wurde eine Institution zur einheitlichen und systematischen Krebsforschung und -bekämpfung notwendig. In der Bildergalerie erfahren Sie einiges über die wechselvolle Geschichte der Deutschen Krebsgesellschaft vom Gründungsjahr 1900 bis jetzt. Das Buch "Die Geschichte der Deutschen Krebsgesellschaft" finden Sie hier.

 

  • Geheimer Medizinalrath Dr. Ernst von Leyden

    Am 18. Februar 1900 wird in Berlin das Comité für Krebssammelforschung gegründet, die Vorläuferin der Deutschen Krebsgesellschaft. Im Fokus stehen Sammelforschung, Massenbeobachtung und Statistik und somit die heutige Idee der Krebsregister. Es ist der Anfang der organisierten Krebsforschung in Deutschland. Mitbegründer und erster Vorsitzender ist der Geheime Medizinalrath Dr. Ernst von Leyden, Professor für Innere Medizin an der Friedrich-Wilhelms-Universität und Direktor der I. Medizinischen Klinik der Charité. 1903 erscheint die erste „Zeitschrift für Krebsforschung“ - heute unter dem Namen „Journal of Cancer Research and Clinical Oncology“ bekannt. Dieses Journal ist weltweit das älteste Fachorgan für Onkologie. (Foto: de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Leyden)

  • Historische Bücher

    Aus bescheidenen Mitteln finanziert das Comité für Krebssammelforschung zwischen 1900 und 1918 große und kleine Sammelforschungen, stellt Krebsschriften zusammen, baut eine wissenschaftliche Bibliothek auf, fördert Forschungsprojekte sowie Publikationen und vergibt kleine Forschungsstipendien. Unterstützt durch die Politik finden für Patienten Aufklärungskampagnen statt. Ärzte erhalten Weiterbildungsunterlagen zur Krebsfrüherkennung. 1911 benennt sich die Gesellschaft in Deutsches Zentralkomitee zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheiten um. (Foto: Babnik/DKG)

  • alte Banknote zu 100 Reichsmark

    Die Zeit von 1918 bis 1933 ist geprägt von Finanzierungsengpässen: Der Haushaltsetat für das Deutsche Zentralkomitee zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheiten (DZK) wird reduziert, Zuschüsse anderer Institutionen und private Spenden bleiben aus, die Hyperinflation grassiert. Trotzdem geht die Arbeit weiter: Das DZK widmet sich neben bestehenden Aufgaben nun auch vermehrt der Ursachenforschung für berufsbedingte Krebserkrankungen. Es beteiligt sich an vielen Maßnahmen zur öffentlichen Aufklärung und Förderung der Frühdiagnostik. (Foto: Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main)

  • Generalsekretär bei der Auflösung der Krebsgesellschaft 1933 war Ferdinand Blumenthal.

    Auf Anordnung werden nach der nationalsozialistischen Machtergreifung marxistische und jüdische Mitglieder entlassen und zwangsemeritiert, darunter auch der Leiter des Deutschen Zentralkomitees zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheiten Ferdinand Blumenthal. Sein Schicksal steht stellvertretend für eine Vielzahl jüdischer Forscher. Die Gesellschaft wird aufgelöst und durch den Wissenschaftlichen Ausschuß ersetzt, der bald im Reichsausschuß für Krebsbekämpfung (RAK) aufgeht. Vermögen, Rechte und Pflichten der Gesellschaft gehen auf den RAK über. (Foto: commons.wikimedia.org/wiki/File:Ferdinand_Blumenthal.JPG)

  • Klinikgebäude in Berlin-Buch

    Nach Ende des 2. Weltkriegs lösen die Alliierten den Reichsausschuss für Krebsbekämpfung auf. Doch die Sterblichkeit an Krebs ist hoch, es besteht Bedarf an systematischen Maßnahmen zur Krebsbekämpfung. In Berlin-Buch nimmt auf Betreiben der sowjetischen Militäradministration bereits 1947 das Institut für Medizin und Biologie die systematische Krebsforschung und -behandlung wieder auf. In Westdeutschland bilden sich erste Strukturen zur Krebsbekämpfung vor allem auf regionaler Ebene, zunächst ohne Vernetzung oder gar die Leitfunktion einer Einrichtung. (Foto: Babnik/DKG)

  • Impression vom Deutschen Krebskongress: Ein Teilnehmer steht vor der Infowand mit dem Kongressprogramm.

    Aus den westdeutschen Landesverbänden gründet sich am 16. März 1951 der Deutsche Zentralausschuß für Krebsbekämpfung und Krebsforschung (DZA) – die heutige Deutsche Krebsgesellschaft. Die Tätigkeiten der Landesverbände sollen gebündelt, jedoch nicht vom DZA bestimmt werden. Diese Politik gilt bis heute. 1952 erkennt die Bundesregierung den DZA als Dachorganisation an. Das macht den Weg frei für eine Mitgliedschaft in der Union for International Cancer Control (UICC) und die Einbindung in die internationale Forschungsszene. Seit 1951 findet zweijährlich der Deutsche Krebskongress statt. Er ist damit der älteste onkologische Fachkongress in Deutschland. (Foto: Michael Schuck)

  • Der Onkologe Carl Gottfried Schmidt.

    Im Dezember 1970 erfolgt die endgültige Namensänderung in Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG). Und: Die Gesellschaft richtet sich neu aus – angestoßen von einer neuen Forschergeneration, zu der auch Carl Gottfried Schmidt gehört. Unter seiner Präsidentschaft formt sich die Deutsche Krebsgesellschaft zu einer modernen, aktiven, motivierten interdisziplinären Organisation mit klaren Aufgaben und Zielen. Die Satzungsänderung von 1972 ist dafür das Fundament und weist zugleich den Weg, der bis heute beschritten wird: in der Struktur (Landeskrebsgesellschaften, Sektionen und Arbeitsgemeinschaften), in der Interdisziplinarität, in den Aufgaben (Leitlinien und Zentrenbildung) sowie in der politischen Arbeit. (Foto: Universität Duisburg-Essen)

  • Logos der zertifizierten Zentren und des Leitlinienprogramms Onkologie

    Qualitätssicherung onkologischer Leistungen ist ein Hauptanliegen der Deutschen Krebsgesellschaft. Das Informationszentrum für Standards in der Onkologie, das Studienhaus Onkologie und das Clearing House stehen in den 1990er Jahren stellvertretend dafür. In den 2000er Jahren trägt die Deutsche Krebsgesellschaft Prinzipien der Qualitätssicherung noch stärker in die onkologische Versorgung: Seit 2003 überprüft und zertifiziert die Gesellschaft Einrichtungen der onkologischen Versorgung. Heute sind – auf freiwilliger Basis – über 900 Zentren zertifiziert. 2008 wird mit weiteren Akteuren das Leitlinienprogramm Onkologie ins Leben gerufen. Es hat das Ziel, in enger Kooperation unabhängig finanzierte, wissenschaftlich begründete und praktikable Leitlinien für die Onkologie zu entwickeln.

  • Dr. Johannes Bruns, Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, Gerd Nettekoven im Gespräch.

    Höhepunkt in der politischen Gremienarbeit in den 2000er Jahren ist der Nationale Krebsplan. Er wird 2008 vom Bundesministerium für Gesundheit gestartet; Mitinitiatoren sind die Deutsche Krebsgesellschaft, die Deutsche Krebshilfe und die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT). An der Umsetzung des Nationalen Krebsplans ist die DKG in vielen Gremien und Arbeitsgruppen sowie in Kooperation mit vielen Akteuren beteiligt. Das Ziel: Die Versorgung der Patientinnen und Patienten soll weiter verbessert, die Früherkennung gestärkt und die Zusammenarbeit aller Akteure gefördert werden. Mit Erfolg: Im April 2013 tritt das Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz in Kraft. (Foto: Babnik/DKG)

  • Gruppenbild aus sechs Herren bei Unterzeichnung des Grundlagenvertrags mit der Deutschen Krebshilfe.

    Erste gemeinsame Aktivitäten von Deutscher Krebsgesellschaft und Deutscher Krebshilfe gibt es bereits in den 1980er Jahren. In den 2000er Jahren intensiviert sich die Kooperation in allen Bereichen und mündet 2012 in einen Grundlagenvertrag über die projektbezogene Zusammenarbeit. So wird beispielsweise gemeinsam der Informationsdienst Infonetz Krebs aufgebaut. Seit 2014 sind beide Gesellschaften gleichberechtigte Ausrichter des Deutschen Krebskongresses. Dieser Schulterschluss ist eine neue Etappe in der langen Tradition von Forschergeist und Engagement der Krebsgesellschaft für eine bessere Krebsversorgung. (Foto: Deutsche Krebshilfe)

  • Kleine Europaflagge auf einem Schreibtisch

    Heute ist die DKG eine gewichtige Stimme in der gesellschaftlichen Entwicklung. Die DKG engagiert sich unter dem Motto „Wissen aus erster Hand.“ für eine Krebsversorgung auf Basis evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und hohen Qualitätsstandards. Neben den bestehenden Aufgaben an der Schnittstelle von Forschung, Versorgung und Gesundheitspolitik sieht die Organisation eine ihrer Aufgaben in der Verbesserung der Patienteninformation. Die DKG repräsentiert die Bundesrepublik Deutschland in internationalen Organisationen, wie der Union for International Cancer Control (UICC), der Association of European Cancer Leagues (ECL) oder der Europäischen Union. (Foto: Renate Babnik).

Foto: Babnik/DKG

"Die Geschichte der Deutschen Krebsgesellschaft" gibt es ausführlich als Buch. Informationen finden Sie hier.

Die Deutsche Krebsgesellschaft schaut zurück auf rund 120 Jahre Geschichte der Krebsbehandlung, geprägt durch ein interdisziplinäres und multimodales Vorgehen. Es sind aber auch über 120 Jahre Geschichte von Menschen, Gremien und Organisationen, die sich diesem Vorgehen verpflichtet haben.

Foto: Babnik/DKG

 

"Das verschüttete Antlitz des Generalsekretärs." von Peter Voswinckel würdigt den praktischen Arzt Prof. George Meyer (1860-1923). Er war im "Comité für Krebssammelforschung" Vorstandsmitglied der ersten Stunde: zunächst als Schriftführer, ab 1902 als erster Generalsekretär der heutigen Deutschen Krebsgesellschaft. George Meyer hat sowohl die Anfänge der DKG als auch der gesamten Onkologie wesentlich beeinflusst und gestaltet. Zu seiner Zeit war er hoch angesehen – wurde dann aber aufgrund seiner jüdischen Herkunft „aktiv vergessen“. Das Buch von Peter Voswinckel tritt diesem Erinnerungsverlust entgegen und kann bei der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) kostenfrei bestellt werden.

Titelseite des Buches über Ernst von Leyden von Prof. Peter Voswinckel.
Foto: Babnik/DKG

"Verwässerung und Verleugnung einer Gründungsgeschichte der Onkologie - Ernst von Leyden und seine Bedeutung für Disziplinbildung und Internationalität" von Peter Voswinckel schildert, welche grundlegenden Anstöße für die weltweite Krebsforschung einstmals von Berlin ausgegangen sind – und wie leichtfertig diese Führungsrolle in zwei Weltkriegen verspielt wurde bis hin zur vollständigen Marginalisierung der deutschen (zweigeteilten) Onkologie nach 1945.
Zu einem Zeitpunkt, als Deutsch neben Französisch noch führende Wissenschaftssprache war, schuf Ernst von Leyden nicht nur ein deutsches Krebskomitee (1900, Comité für Krebssammelforschung, heute: Deutsche Krebsgesellschaft), sondern knüpfte von Anfang an ein dichtes Netz von internationalen Beziehungen. Angeregt insbesondere von Amerikanern gründete Leyden 1908 eine erste „Internationale der Krebsforschung“, eine Gründung, die weltweiten Widerhall erfuhr. Sie fand – nach einer Periode der Lähmung infolge des Weltkrieges – ein Revival als II. Internationale in Gestalt der Union for International Cancer Control (UICC) 1934. Die innere Kontinuität dieses Beziehungsgeflechtes, aber auch deren Brüche und Verfälschungen sind Gegenstand dieses Buches. Es zeichnet ein neuartiges Bild von dem institutionellen Mutterboden, aus dem alle heutigen Krebsgesellschaften und -institutionen hervorgegangen sind. Das Buch kann bei der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) kostenfrei bestellt werden.